Als ich 13 war, habe ich dieses wunderschöne Hobby für mich entdeckt. Innerhalb von einem Jahr habe ich es gelernt, über die normale Dressurarbeit hinaus, auch Hindernisse zu überwinden und ich nahm an meinem ersten Turnieren teil. Jedoch wie es in der Pubertät oftmals so ist, man verliert Freunde, bekommt neue, alte Hobbys bleiben liegen und neue werden ausprobiert - so war es auch bei mir. Durch den neuen Freundschaftskreis hat das Reiten nicht mehr so viel Spaß gemacht und ich habe Basketball ausprobiert. Allerdings habe ich nach dem ersten Turnier gemerkt, dass ich kein Talent besitze und so habe ich einfach wieder aufgehört, Basketball zu spielen.
Nachdem ich wegen der Schule umgezogen bin, hat sich mein Freundschaftskreis noch mehr verändert und ich habe zusammen mit meiner neuen Freundin wieder die Pferde für mich entdeckt. Allerdings hatte ich zu diesem Zeitpunkt nicht die leiseste Ahnung davon, Trainerin oder Pferdewirtin zu werden.
Nun wollte ich „Musik“ ausprobieren. Bringe ich vielleicht Talent fürs Musizieren mit? Auch wenn ich ein Jahr lang eine eigene Band hatte und es mir großen Spaß gemacht hat, dies sollte nicht bestehen bleiben. Als ich dann 19 Jahre alt war und keine Lust mehr auf die Schule hatte, habe ich mich entschieden, nach Deutschland zu gehen. Zuerst wollte ich nur „Au Pair“ sein. Allerdings hatte ich Glück und meine Gastfamilie hatte einen Bauernhof mit Reitbetrieb. Dort habe ich die ersten Monate Kinder gehütet und danach bin ich zur Praktikantin befördert worden. Jetzt durfte ich viel mehr auf dem Hof machen. Pferde füttern, pflegen, Ponyführen, Kindervoltigieren und später sogar Longestunden. Das alles hat mir sehr viel Spaß gemacht, aber ich war mittlerweile 21 und wollte nicht mein ganzes Leben lang nur Praktikantin sein. Lange musste ich nicht suchen, schon landete ich auf dem Erbachshof bei Eisingen. Dort bekam ich eine Chance beim Aufbau des Stall- und Reitvereins mitzuwirken. Ich war zwar wieder Mädchen für alles, aber das hat mir nichts ausgemacht. Ich wusste schon durch meine Zeit auf dem Bauernhof, was Arbeiten bedeutet. Jetzt wurde mir auch immer mehr Verantwortung übertragen. Dazu kamen die Abteilungsstunden mit bis zu 5 Kindern in einer Stunde. Zunächst war es etwas anstrengend, gleichzeitig auf 5 Kinder zu achten, aber bald habe ich mehr Routine und Sicherheit gewonnen. Die ersten Reitschüler hatten mich schon ins Herz geschlossen und so kam es, dass ich innerhalb von 3 Jahren jeden Tag ca. drei Reitstunden durchzuführen hatte. Keine Sorge! Kein Pferd musste täglich 3 Stunden laufen - die Pferdeanzahl stieg am Anfang stetig!
Im Jahr 2015 trat ich zum ersten Mal zu einer Trainerprüfung an. Leider habe ich mich reiterlich gar nicht gut genug vorbereitet gefühlt. Dies wurde mir durch die Richter auch bestätigt. Die Theorie und Unterrichtserteilungsprüfungen habe ich bestanden, nicht aber die Reitprüfungen. Zunächst war ich am Boden zerstört und es hat mich sehr viel Kraft, Mut und tägliches Training gekostet, dass ich nicht alles hingeschmissen habe. Ein Jahr später habe ich es noch einmal versucht. Wieder habe ich Tränen vergossen, diesmal aber Glückstränen! Endlich konnte ich meinen Trainerschein in der Hand halten! Ich habe es geschafft!
Mein nächstes Ziel war die Pferdewirtprüfung ein Jahr später. Auch dort war Reiten eine Teilprüfung, aber diesmal war ich viel besser vorbereitet und ich durfte das dortige Schulpferd nehmen. Und das sage ich mit Stolz: Ich bin gerne ein Schulpferd geritten! Es wusste ganz genau, was Sache ist und hat mir meine Arbeit so sehr erleichtert. Und diesmal durfte man mir sofort nach dieser Prüfung gratulieren. Ich hatte bestanden! Wie war ich erleichtert. Überheblich geworden bin ich auch nicht. Nein, ich weiß nicht alles, aber eben viel. Wenn ich mir nicht sicher bin, bin ich mir nicht zu schade, nachzulesen oder nachzufragen. Und genau das möchte ich auch meinen Reitschülern aus meiner eigenen Erfahrungen vermitteln: immer weiter machen! Man kann eben nicht immer nur Erfolge haben. Wenn man sich nicht sicher ist: nachlesen, nachfragen, weiter üben, weiter lernen, weiter trainieren!